15

April

02

May

2021

KM40: 蝠 福

Wie hängt Glück mit der Fledermaus – oder anders gefragt – wie hängen Gesundheit, Wohlstand, Konsum und Globalisierung mit Ökosystemen, verdrängten Lebensräumen, Artensterben und Pandemien zusammen?

In Hangzhou, China, sind im Herbst 2018 spontan Bilder von Fledermäusen entstanden, die den Fotografen Florian Geisseler auch noch zweieinhalb Jahre später beschäftigen. Das chinesische Zeichen für «Fledermaus» hat den Wortlaut «Fu», was auch «Glück» bedeutet. So werden etwa die fünf Segen «Wu Fu», worunter Langlebigkeit, Reichtum, Gesundheit, Tugend und einnatürlicher Tod subsumiert werden, von fünf Fledermäusen repräsentiert. Das Zusammentreffen von Fledermaus und Mensch wird in der chinesischen Tradition also nicht als Bedrohung, sondern als gutes Omen gelesen. Auch für Florian Geisseler war die Begegnung mit den Fledermäusen ein Glücksmoment, als er sie plötzlich über dem West Lake fliegen sah. Doch seit sich die Covid-19-Pandemie in rasendem Tempo global ausgebreitet hat, werden Fledermäuse auch als Krankheitsüberträger des bedrohlichen Virus betrachtet.

Ausgehend von den in China entstandenen Fotografien konzentriert sich Lukas Geisseler auf die aktuellen und (womöglich) verschobenen Bedeutungen von «Fledermaus» und «Glück». Es geht ihm darum, Fragen zu stellen, Zusammenhänge aufzuschlüsseln und neue Perspektiven zu gewinnen. Die Arbeit ist eine visuelle und materielle Kondensierung eines offenen Rechercheprozesses und ist in zwei Teile gegliedert: Zum einen visualisiert eine grafische Darstellung, basierend auf der Auswertung wissenschaftlicher Texte und Daten, wie anhand der Fledermaus über ökologische, wirtschaftliche und epidemiologische Konstellationen nachgedacht werden kann. Zum anderen indiziert eine Skulptur aus Papierstapeln bedrohte Pflanzen- und Tierarten, unter die auch die Fledermaus fällt. Die Höhen und Farben der gestapelten Blätter resultieren aus Faktoren wie Gefährdungsgrad und Vorkommen.

蝠 福 ist eine visuelle Recherche, die vor dem Hintergrund der Fledermaus das prekäre Dasein der Natur und des Menschen reflektiert und den vielen ambivalenten Interdependenzen zwischen den Lebewesen nachgeht.


Florian Geisseler (*1988) ist in der Nähe von Luzern aufgewachsen. Nach dem gestalterischen Vorkurs und dem Studium im Bereich Dokumentarfilm an der Hochschule Luzern sammelte er diverse Erfahrungen in der Filmbranche. 2016 absolvierte er den Masterstudiengang Film mit Vertiefung Schnitt an der ZHdK, seither ist er als freischaffender Editor und Filmemacher tätig. Geisselers fotografisches Werk lebt von seiner Fähigkeit, im Rohen und Spontanen das Magische zu finden.

Der in Chur lebende Künstler Lukas Geisseler (*1985) setzt sich künstlerisch mit gesellschaftspolitischen Themen auseinander. Er nutzt Informationen und Daten aus der Welt zur Aushandlung ästhetischer Konventionen und Qualitäten. Inhalte werden in ihrer Darstellung reduziert und dadurch in ihrer Komplexität maximiert. In seinen aktuellen Arbeiten wird das prekäre Dasein vermehrt zum Thema. 2015 schloss Geisseler den Master in Fine Arts mit dem Major Art Teaching an der HSLU Design & Kunst ab und erhielt 2016 den Förderpreis der Gemeinde Kriens, Luzern.

*Daten: Ausstellung verlängert!
Do, 15. April 18 - 21 Uhr

Sa, 17. April 14 - 18 Uhr

So, 18. April 14 - 18 Uhr
Sa, 24. April 14 - 18 Uhr

So, 25. April 14 - 18 Uhr

Fr, 30. April 18 - 21 Uhr

So, 2. Mai 14 - 18 Uhr


*Die Daten und Uhrzeiten können je nach epidemiologischer Lage angepasst werden.

Foto: Florian Geisseler

Übersicht