- Laurent Jakimow (*1987) engagiert sich für Forschung und Innovation. Als ausgebildeter Informatiker, Psychologe, Netzwerk – und Telekommunikator verbindet er in seiner künstlerischen Arbeit sein globales Verständnis von Informatik, Elektronik und Netzwerken mit der Lehre der kognitiven Wissenschaften. -
Laurent Jakimow hat für sein Spiel verschiedene AI’s (Artificial Intelligence) verwendet und jene so programmiert, dass sie mithilfe von Datensätzen digitaler Plattformen wie Google und Wikipedia anhand einfacher Sätze, Anekdoten, Sprichwörter oder Songtexte Bilder generieren. Für den Workshop bereitete er mehrere solche Beispiele vor und so konnten die Teilnehmer:innen während des Workshops erraten was die AI «gemalt» und welche die entsprechende Aussage oder der entsprechende Songtext dazu ist. Die verwendeten AI’s wurden vorher bis zu 2 Jahre mit Datensätzen aus dem Internet gefüttert und so auf ein Verständnis trainiert. So bekamen die Teilnehmer:innen Einblicke in das Verständnis einer AI, indem das Handeln und die Funktionen der AI betrachtet wurden. Nach einigen Beispielen konnte man bereits die Vorgänge der AI nachvollziehen. Z.B bei dem Beispiel «Smells Like Teen Spirit». Die AI mag die Bedeutung der Phrase nicht verstehen, je nachdem erkennt sie aber, dass es ein Songtext einer bestimmten Gruppe ist und verwendet so im generierten Bild Datensätze der Gesichter der Bandmitglieder. Auch der Inhalt eines Songtexts, auf dem die AI in ihren Datensätzen aus Google und Wikipedia zugreift, haben Einfluss auf das generierte Bild. Doch während manche Teile der verwendeten Phrasen in den generierten Werken sehr explizit sind, zum Beispiel wenn «Smoke» im Bild sofort als Rauch oder Wolke zu erkennen sind, sind andere Bezüge wiederum viel abstrakter und geben uns interessante Erkenntisse über die Datensätze. So stellt die AI bei dem Songtitel «It’s Raining Man» ausschliesslich weisse, nackte Männer dar und bei dem Beispiel «Crying Over Spilled Milk» identifiziert die AI «weinen» als weibliche Handlung.
Die Frage warum die AI bestimmte Dinge so darstellt gibt uns also nicht nur Einblick in die vorhandenen Daten unseres Internets, sondern ruft gleichzeitig auch gesellschaftliche Fragestellungen auf. Wer prägt unsere Datensätze? Welche«Vorurteile» sind im Handeln der AI zu erkennen und was sagt das über unsere Gesellschaft aus?
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- Melody Chua (* 1994) treibt die Entwicklung interdisziplinärer Werke aktiv voran, indem sie Musikperformance, interaktive Programmierung und immersive visuelle Medien in ihrer eigenen Praxis zusammenbringt. Ihre aktuelle Forschung konzentriert sich auf kreative Anwendungen von Maschinenalgorithmen in der improvisierten Performance. -
In der Ausstellung, welche Melody Chua im Jahr 2020 mit dem Kein Museum realisierte, nutze sie «Pose-Net» für ein interaktives Ausstellungerlebnis. Durch die live Aufnahme einer Webcam wurde das Pose-Net mit Video-Bildern gefüttert. Das Pose Net ist ein Set von Algorithmen die auf Machine-Learning basieren und der Kamera erlauben zu erkennen, ob das Objekt vor der Kamera ein Mensch ist oder nicht und danach bestimmt, wo die Körperteile des Menschen sind. Diese dienen dann als Controller für die Installation, da sie mit bestimmten Parametern verbunden sind. Auch im Rahmen des Workshop verwendet die Künstlerin Pose-Net für ihr Spiel «Pong».
Die Teilnehmer:innen wurden in einem ersten Schritt einzeln dazu aufgefordert sich von der Kamera zu entfernen. Anhand einfacher Punkte und Linien wurde das «Skelett» der entsprechenden Person auf dem Bildschirm gekennzeichnet, womit signalisiert wurde, dass das Pose-Net die einzelnen Körperteile der Teilnehmer:innen erkennt. In einem zweiten Schritt überlagerte die Künstlerin das Bild mit einer «Skelett»-Animation, welche den Bewegungen der Teilnehmer:innen folgte. Der Versuch das Skelett mit 4 Teilnehmer:innen zu konstruieren war die nächste Aufgabe und zugleich die Anleitung für das folgende «Pong»-Spiel, in welchem sie gegen den Computer antreten mussten. Durch die gemeinsame Interaktion konnten sie steuern ob das Pose-Net sie als Skelett erkennt und somit den Balken im Pong-Spiel bewegen.
Für den Workshop nutzte die Künstlerin Pose-Net um das Spiel «Pong» zu hacken, gleichzeitig wurde aber auch die Plattform «Zoom» gehackt, indem sie von ihrer eigentlichen Funktion zweckentfremdet und in Kombination mit der künstlerischen Ästhetik von Chua als Multiplayer-Game genutzt wurde.
Waren die Teilnehmer:innen erfolgreich und konnten den Computer schlagen? Klicke hier um den gesamten Workshop nachzuschauen! (Melody @43:30)
- QUARCK (Sebastian Catoor,*1992) ist digitaler Künstler und Game-Designer und arbeitet mit Digital Content Creation und Interactive Media. In seiner künstlerischen Praxis interessieren ihn vor allem zugängliche immersive und interaktive Erlebnisse. -
Das Spiel, welches Quarck für den Workshop erstellt hat heisst «Deconstruct me» und orientiert sich an verschiedenen bekannten Plattformen wie Facebook,Instagram und Twitter. Dabei interessieren ihn die digitalen Strukturen in denen wir uns befinden – in diesem Fall die sozialen Medien und unser digitales Umfeld, welche er durch die spielerische Herangehensweise und die darin gewonnenen Erkenntnisse hinterfragen will. Es ist ein Single-Player Game, das durch die Verwendung von Zoom zum Multiplayer-Spiel wird. Gleichzeitigsind Instagram-Accounts mit dem Spiel verknüpft. Ausserdem dekonstruierte der Künstler die herkömmlichen Inputs klassischer Spiel-Anleitungen indem er diese durch untypische Vorgehensweisen ersetzt.
Die Teilnehmer:innen bekamen den Link, wurden aufgefordert ihren Instagram-Namen im Spiel einzuloggen und begannen zu spielen – mit dem Ansporn eines Preises für den oder die Gewinner:in. Mit einem Avatar, in Form eines Twitter-Vogels, wird ein Parcour abgelegt, welcher ästhetisch aus diversen Social-Media-Icons zusammengestellt ist. Es tauchen witzige Pop-Ups auf, die auf bekannte Social-Media-Phrasen anspielen und zum Teil Aufgabenstellungen enthalten. Doch wie das Spiel endet – und welchen bitteren Nachgeschmack die Endquote enthält – wird an dieser Stelle nicht vorweggenommen!
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Der Workshop war Teil des künstlerischen Forschungsprojekts «QueeringGames», das darauf abzielt, neue Kunstformen und Ausstellungspraktiken zufinden und deren Rezeption in Frage zu stellen. Basierend auf der Queer Theory dient uns das Spielen als Methode, soziale (Spiel-)Regeln in Frage zu stellen.