Queer Use

«To queer use is work: it is hard and painstaking work; it is collective and creative work; it is diversity work. Queer use is the work we have to do to queer use. This image has something else to teach us. Creating a shelter and disrupting usage can refer to the same action: A doorway becomes a meeting place. A kitchen table becomes a publishing house. A postbox becomes a nest.» (Sara Ahmed: «What’s the Use. On the Uses of Use», S. 229)
Die Bedeutung von queer use für Queering Games

In unserem künstlerischen Forschungsprojekt «Queering Games» testen wir die Möglichkeiten des Spiels als Forschungsmethode und erkunden dessen Erkenntnispotential. Dabei interessieren wir uns insbesondere für die Überschneidung von Zweckentfremdung und Spiel, wobei der Begriff des queer use wie Sara Ahmed ihn in ihrem 2019 erschienen Buch «What’s the Use. On the Uses of Use» geprägt hat, eine wichtige Rolle spielt. 


Queer use bildet zuallererst eine Art Überbegriff für einen unvorhergesehenen und so nicht intendierten Gebrauch von Dingen und hat seinen Ursprung in der Queer Theory. Queer use findet also dann statt, wenn wir in einer heteronormativen Gesellschaft als nicht adressierte und nicht mitgedachte Nutzer:innen dennoch auf die binär gegenderten materielle Welt zugreifen und uns dieses aneignen; wenn ich also zum Beispiel als weiblich gelesene Person männlich vermarktete Produkte kaufe, Räume betrete oder Verhalten aneigne. Das Bild-Beispiel in ihrem Buch ist ein nicht mehr benutzter Briefkasten, in dem sich ein Vogel eingenistet hat.


Dabei ist  für das Objekt nicht so sehr die Handlung interessant, sondern die in ihm angelegten potenziellen Handlungsangebote, die vor dem queer use nicht manifestiert worden sind. Die Zweckentfremdung von materiellen Gegenständen im Spiel ist also ein Akt, der im Ding angelegtes Potenzial freilegt. Somit wird queer use zur Methode, um Alltagsgegenstände zu untersuchen und Gebrauchshandlungen zu entfremden. 


Dabei gibt es verschiedene Arten des queer use, wenn er als Opposition des «richtigen» Gebrauchs verstanden wird: Im Gebrauch durch nicht intendierte Nutzer:innen, im Spiel, als Vandalismus, als Überlebensstrategie, als kreative Innovation, als weniger oft verwendet Variante – wobei sich durch den queer use das Feld von vorgesehenen und nicht-vorgesehenen Handlungen zu verschieben beginnt.


Wer sich online weiter Einlesen möchte bei Sara Ahmed, findet hier eine Mitschrift des Vortrags auf dem ihr Buch «What’s the Use. On the Uses of Use» basiert: https://feministkilljoys.com/2018/11/08/queer-use/ 


(Carla Peca)

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