KM48: «THE NON-CONVENIENCE STORE»

Am Rande der gewohnten Welt, wo die gelernten Regeln sich verschieben, befindet sich «The Non-Convenience Store». Halb Zürcher Spielgeschäft für zweckfremde Dinge, halb Ausstellung, frei schwebend im digitalen Raum, lädt das Kein Museum in eine verspielte Zwischenwelt ein.
MISSION


Willkommen im «Non-Convenience Store». Ein heftiger Sturm hat das «Land of Non» aus den Angeln gehoben, die Regeln kräftig durcheinander gewirbelt, die Schrauben der Game-Mechanik gelockert und die Buchstaben des Codes verdreht. Auch die Grafik wurde in Mitleidenschaft gezogen. Die «Non-Playable Characters» von Kein Museum haben versucht, die Ordnung wieder herzustellen. Aber der Sturm scheint auch sie ziemlich durcheinander gebracht zu haben. Zumindest den Store haben sie für heute behälftsmässig wiederhergestellt.

Kannst du ihnen helfen, die neue Logik des Spiels aufzudecken? Erkunde diese Zwischenwelt, den «Non-Convenience Store» und die Kunst-Werke im Zentrum des «Land of Non». Doch bevor du das Spielfeld betrittst und dich auf deine Mission begibst, bediene dich im Store und lade deine Ressourcen auf. 


SPIELREGELN

1. Start Game: Eintritt durch das Fenster

2. Refill your Resources: Bediene dich im Store

3. Start Experience: Tritt hinter dem Vorhang

4. Exit Game: Durch die Türe

WERKE

Melody Chua (*1994), The Catch, 2022

Ursprünglich studierte Musikerin mit einem BA in Music Technology und einem BM in Flute Performance in den USA, hat Melody Chua sich mit einem MA in Music Performance und einem MA in Transdisziplinarität an der ZhdK in Zürich als selbständige Künstlerin etabliert. Sie ist Mitbegründerin der Non-Profit-Organisation für Musiktechnologie und Live-Elektronik-Ensemble Null-state sowie Teil der Impact-Investing-Organisation elea Foundation for Ethics in Globalization. Sowohl als Performerin mit «Chaosflöte», wie auch als Künstlerin und Wissenschaftlerin hat sie bereits zahlreiche Vorträge, Workshops, Performances und multimedialen Ausstellungen bestritten. Derzeit absolviert sie ein Dr. artium (künstlerisch-wissenschaftliches Doktorat) an der Kunstuniversität Graz und der Zürcher Hochschule der Künste.


Sebastiaan Edward Cator alias Quarck, Average Mario, 2022

Sebastiaan Edward Cator hat einen Bachelor in Game Design der Zürcher Hochschule der Künste Zürich, macht einen Master in Computational Arts an der Goldsmiths University of London und agiert als Selbständigerwerbender im Bereich Audiovisuelle Medien und Dienstleistungen. Die unter dem Alias Quarck herausgegebenen Arbeiten beschäftigen sich mit soziologischen Themen und der Interaktion zwischen Realität und Digitalität, der Suche nach neuen Verflechtungen und Ordnung von verschiedenen Themen wie der Kreation digitaler Welten und alltagsrelevanten Interaktionen. Das Arbeiten mit einem sich ständig verändernden Archiv in dem sowohl eigene Arbeiten aber auch Material aus dem Internet und von Freunden fliessen ein und prägen die Arbeit massgeblich. Das künstlerische Erforschen und Bemühen, die Faszination für das Unverständliche, das Entdecken neuer Produktions- und Interaktionsmöglichkeiten treibt ihn voran. Medial bewegt sich Quarck frei, jedoch ist für ihn die Gestaltung sowie Kreation am Computer das wichtigste Element.


Laurent Jakimow, You v.s You, 2022

Mit 6 Jahren hat Laurent Jakimow am Amstrad-Gerät die Computerwelt für sich entdeckt. Es folgte nicht nur ein Studium in Netzwerk- und Telekommunikation, sondern auch in Psychologie mit Fokus in Kognitionswissenschaften. Nach dem Aufbau einer eigenen Kommunikationsagentur mit Standorten in Deutschland und der Schweiz, lässt sich Laurent definitiv in Zürich nieder, widmet sich innovativen Entwicklungen des In-Flight-Entertainment für die Flugzeugindustrie und leitet später eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung. 2018 beginnt er kostenlose Workshops für Kinder und Erwachsene zu veranstalten, die spielerisch den Umgang mit IT und neue Technologien vermitteln. Im Museum of Digital Arts lernte er Kindern die Stromgewinnung aus Äpfeln, am Elektronikfestival Backlash zeigte er mit “Kids vs. Machines” die Mechanismen der Gesichtserkennung und für das Kein Museum entwarf er eine Interaktion mit einem KI-gesteuerten Roboter.


QUEERING GAMES

Gemeinsam mit den Künstler:innen Melody Chua, Quarck und Laurent Jakimow hat sich Kein Museum im Rahmen von Queering Games ein Jahr lang der Schnittstelle von Queer Theory und Game Design gewidmet. Queering Games ist ein künstlerisches Forschungsprojekt, das Spielen als Methode nutzt, um gesellschaftliche (Spiel-)Regeln mittels Queer Theory zu hinterfragen. Während sich Kein Museum einerseits mit der Frage beschäftigt hat, welche Regeln wir unbewusst reproduzieren oder neu entwerfen, wenn wir unsere Ausstellungen als Spielfeld betrachten, haben die Künstler:innen im Game-Design danach gefragt, was Queering auf der Ebene der Darstellung, Mechanik und Regeln bedeuten und bewirken kann.


THE NON-CONVENIENCE STORE

Die Ausstellung «The Non-Convenience Store» lädt nun ein, die entstandenen Kunst-Games auszutesten. Der Titel ist Programm: Sowohl die dargebotenen Objekte des Stores, wie auch die Mechanismen und Regeln der Kunstwerke entziehen sich einer benutzungsfreundlichen Interaktion. Gezeigt werden Spiele, die nicht gewonnen werden wollen, sondern lieber Geschichten erzählen; Automaten, die keine Dienstleistung erfüllen, sondern eigene Missionen im Schilde führen; Fenster in andere Welten, deren Regeln ständig in Bewegung bleiben. Als Queer User sind Besuchende gefordert, sich die Regeln der Zwischenwelt im Spiel anzueignen und zu erfahren, was es bedeutet, vom Design nicht mitgedacht oder ausgeschlossen zu werden. 


LAND OF NON

Erfahrungen, die sich einer Definition entziehen, waren nicht nur ständiger Begleiter des kuratorischen Programms des Kein Museum, sondern zeigen sich auch in der Anwendung und sprachlichen Benennung neuer Technologien. Sind KIs am Werk, spricht man von Black-Boxes, deren Output wir nutzen, deren Mechanismen wir aber nicht durchblicken. Treten wir im Spiel in Interaktion mit einem Non-Playable-Character, bleiben wir über die Intention des Computer- oder KI-gesteuerten Wesens im Dunkeln, so auch über die Funktion seiner Erzählung für den Verlauf des Spiels. Ereilt uns das Verlangen, virtuelle Güter zu besitzen, bezahlen wir mit Non-Fungible Tokens, von denen wir nur wissen, dass sie nicht austauschbar sind, doch die Ursprünge der kryptographischen Hashs bleiben uns unbekannt. Wir bewegen uns also in einem «Land of Non», einer Welt, die sich von klaren Definitionen löst und non-binären Logiken Platz macht.

ÖFFNUNGSZEITEN

Vernissage: Fr 04.03.22 / Finissage: So 27.03.22 / Werkgespräch: Sa 05.03.22 18 Uhr
Öffnungszeiten: Donnerstag und Freitag 18–21 Uhr / Samstag und Sonntag 16–19 Uhr

Mitgewirkt haben als künstlerische Forscher:innen Melody Chua, Quarck, Laurent Jakimow, als Kein Museum Lara Baltsch (Workshop), Julie Delnon (Workshop, Szenografie, Lektorat), Dorothea Deli (kritisches Feedback), Wanda Honegger (Grafik, Webseite, Szenografie), Carla Peca (Konzept, Gesamtleitung, Workshops, Blog, Szenografie), Nicole Schmid (Lektorat, kritisches Feedback), Lara Vehovar (Video) und als externe Partner:innen Jessica Sigerist und Sarah Klapisch von untamed.love (Workshop), Anaïs Steiner von Lust*Art (Inputs zu Consent und Queer Theory) und Serge Zehnder (Gast-Künstler, Workshop, kritisches Feedback).

Das Projekt «Queering Games» wurde mit der freundlichen Unterstützung von «Migros Next Generation – Test it!» realisiert. Das Kein Museum wird vom Kanton Zürich (Fachstelle Kultur) und der Stadt Zürich (Ressort Bildende Kunst) subventioniert.


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